Interview mit RWO-Trainer

Bruns: "Gut gerüstet für den Endspurt"

Logo Rot-Weiß Oberhausen, RWO-Chef-Trainer Hans-Günter Bruns. Moralische Begriffe wie (Vertrags-)Treue haben im bezahlten Fußball nur ein begrenztes Haltbarkeitsdatum. Irgendwann ist jede Anhänglichkeit mal aufgebraucht, spätestens wenn die Tabellensituation so kritisch wird, dass ein Abstieg droht. So sahen sich auch die Verantwortlichen von Rot-Weiß Oberhausen gezwungen, trotz aller Anerkennung seiner bis dahin verdienstvollen Tätigkeit Trainer Jürgen Luginger Anfang Februar zu entlassen. Der frühere Trainer Hans-Günter Bruns, zuletzt nach einem Ämter-Tausch mit Luginger Sportlicher Leiter des Vereins, übernahm wieder den aktiven Trainer-Job. Seit er wieder am Ruder ist, hat die Mannschaft wieder regelmäßig Punkte ergattert. Vor der Partie in Paderborn sprachen wir mit dem 55-jährigen Ex-Nationalspieler.

Herzlich willkommen in Paderborn, Herr Bruns! Seit Sie wieder Trainer sind, scheint sich die Mannschaft stabilisiert zu haben. Das letzte Auswärtsspiel beim FC St. Pauli ging allerdings 3:5 verloren. Waren Sie darüber sehr enttäuscht?
Von der Leistung her gar nicht. Natürlich ist man etwas enttäuscht, wenn nicht mal ein Punkt dabei heraus springt. Die Zuschauer haben ein Super-Spiel mit acht Toren gesehen. Unsere Leistung war aller Ehren wert. Für uns war wesentlich mehr drin. Leider hatte unser Torwart Christoph Semmler einen katastrophalen Tag erwischt, musste zwei Tore auf seine Kappe nehmen. Außerdem ging einem Treffer der Hamburger aus meiner Sicht ein klares Foul voraus. Sonst wäre das Spiel vielleicht noch gekippt.

Also überwogen die positiven Aspekte des Auftritts am Millerntor?
Wir sind gut in Schwung. Wir hatten die spielstärkste Mannschaft der Liga, den FC St. Pauli, am Rande einer Niederlage. Mit meinen Jungs war ich sehr zufrieden. Als wir in die Kabine gingen, haben uns sogar die Fans von St. Pauli applaudiert. Das sagt ja wohl alles.

Ihre Mannschaft ist also gut gerüstet für den Abstiegskampf und den Liga-Endspurt?
Eindeutig ja. Wir spielen ja schon wochenlang sehr gut. Auch beim 0:1 gegen Greuther Fürth oder beim 1:2 in Aachen war eindeutig mehr für uns drin. Nur Augsburg war beim 0:3 zu stark für uns. Wir müssen uns vor keiner Mannschaft verstecken. Wir müssen natürlich nicht nur gut spielen, sondern zum Beispiel in Paderborn auch punkten.

Das Ziel ist der Klassenerhalt. Wie viele Punkte fehlen RWO noch? 
Ich weiß gar nicht, wer diesen Quatsch mit der magischen Grenze von 40 Punkten erfunden hat. Das ist totaler Blödsinn. Wann in den letzten Jahren waren schon mal die 40 Punkte nötig? Ich gehe davon aus, dass 35 Punkte reichen. Das schaffen wir. Zumal wir nicht nur läuferisch und kämpferisch gut drauf sind. Das ist ja schon seit längerer Zeit so. Wir spielen jetzt auch Fußball. In sechs Spielen haben wir zehn Tore erzielt. Das ist eine gute Entwicklung.

Moritz Stoppelkamp ist neuerdings Ihr Torjäger. Wie sind Sie eigentlich auf die Idee gekommen, ihn vom Mittelfeld in die Spitze zu beordern?
Das war Eingebung. Nein, im Ernst: In der 2. Liga haben fast alle Mannschaften lange Kerls von 1,90 Meter und mehr in der Innenverteidigung. Da habe ich mir gedacht, versuch es mal mit zwei wendigen Stürmern wie Mike Terranova und Moritz Stoppelkamp. Und Moritz war ja auch aus dem Mittelfeld heraus schon torgefährlich.

Sind gegen Paderborn alle Mann fit? Und was halten Sie vom nächsten Gegner?
Unsere drei Langzeitverletzten Felix Luz, Mike Tullberg und Tim Kruse fallen bis zum Saisonende aus. Kapitän Benny Reichert kann dagegen vielleicht in Paderborn auflaufen. Wir treffen auf eine sehr gute Mannschaft, die als Neuling schon zu diesem frühen Zeitpunkt der Saison gesichert ist. Sie ist ausgeglichen besetzt, technisch gut und kann hinten auch mal ein 0:0 halten.